Das Radom als Denkmal
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Weithin sichtbar erhebt sich südlich des Ammersees, im Landkreis Weilheim-Schongau, das Industriedenkmal Radom Raisting. Im Jahre 1964 ging diese Antenne 1 als erste deutsche kommerzielle Satellitenkommunikation in Betrieb. Das Radom Raisting markiert einen Quantensprung in der technologischen Entwicklung Deutschlands und den Schritt in die Globalisierung der Kommunikation. Damit steht es als Denkmal stellvertretend für die Entwicklung einer neuen Kultur der weltweiten Verständigung.
Nach den ersten Versuchssendungen ging das Radom 1965 in regulären Betrieb. Die erste reguläre Fernsehübertragung fand anlässlich der Vereidigung des wiedergewählten US-Präsidenten Johnson statt. Damals waren die ersten, noch niedrig fliegenden Satelliten nur für einige Minuten pro Tag für Übertragungen zwischen den Kontinenten verfügbar. Nach dem Start des Satelliten "Early Bird", der rund um die Uhr zur Verfügung stand, begann dann auch der kommerzielle Fernsprechbetrieb zwischen Nordamerika und Europa über die Erdfunkstelle Raisting.
In den folgenden Jahren des Betriebs war das Radom wichtiges Element bei der weltweiten Verbreitung zahlreicher gesellschaftlicher und politischer Ereignisse. Unter anderem wurden über die Antenne 1969 die Mondlandung und 1972 die Olympischen Sommerspiele in München übertragen. Auch eine Leitung der als "Rotes Telefon" bekannten Verbindung zwischen den Regierungen im Kalten Krieg wurde über Raisting hergestellt.
Bild Apollo 11: NASA
In der Umgebung des Radom baute die damalige Deutsche Bundespost in den folgenden Jahren weitere Antennen zur Satellitenkommunikation. Ursprünglich waren auch für diese Antennen Radom-Schutzgebäude geplant; der technische Fortschritt machte jedoch freistehende Antennen möglich. Zwischenzeitlich gestartete, neuere Nachrichtensatelliten erforderten sogar freistehende Antennen ohne Radom aus hochfrequenztechnischen Gründen. Neben den Satelliten kamen auch Glasfaser-Unterseekabel auf. Im Jahre 1985 endete daher der reguläre Betrieb der Antenne 1 im Radom.
Engagierte Mitarbeiter der Erdfunkstelle erkannten die Bedeutung des heutigen Industriedenkmals und bewahrten die Anlage vor dem Abriss. Daraus ging 2004 der Förderverein Industriedenkmal Radom Raisting e.V. hervor, der sich seitdem für den Erhalt und die weitere Verwendung des Radom als Denkmal, Museum und Labor einsetzt.
Im Jahre 1999 wurde das Radom Raisting in die Denkmalliste eingetragen, später mit dem Zusatz 'Denkmal von herausragender nationaler Bedeutung'. 2007 wurde die landkreiseigene Radom Raisting GmbH Eigentümerin des Radom. 2010 begann dann eine großangelegte Sanierung des Denkmals mit dem Austausch der marode gewordenen Radom-Traglufthülle. Im weiteren Verlauf der Sanierung wurden auch die Stützluftgebläse für die Traglufthülle, die Flachdächer der Nebenräume des Radom und die Heizungsanlagen saniert. Am 6. Juli 2012 wurde das sanierte Radom wiedereröffnet und bei dieser Gelegenheit von offizieller Seite die Idee formuliert, das Radom als Weltkulturerbestätte der Unesco vorzuschlagen.