Antenne 3

Erdfunkstelle Raisting ‒ Antenne 3

Die Antenne 3 wurde von der Deutschen Bundespost 1972 anlässlich der Olympischen Spiele in München errichtet für die interna­tionale Telekommunikation, d. h. für den öffent­lichen Fernsprech-, Fernschreib- und Datenverkehr sowie für interkontinentale Fernsehübertragungen. Sie wurde am 25. August 1972 in Betrieb genommen, einen Tag vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele.

Dadurch wurden bis zu 50 Länder im Sichtbarkeitsbereich eines INTELSAT-Satelliten in Europa, Afrika und Amerika miteinander verbunden. Die Intelsat-Satelliten sind über dem Atlantik auf einer Umlaufbahn über dem Äquator positioniert, in einer Entfernung von knapp 36.000 km (ca. 3 Erddurchmesser). Auf dieser Bahn braucht ein Satellit genau 24 Stunden für einen Umlauf um die Erde. Da die Erde sich im selben Zeitraum um sich selbst dreht, ist der Satellit von der Erde aus betrachtet immer an derselben Stelle sichtbar. Diese Umlaufbahn wird als erdsynchron oder geostationär bezeichnet.

Die Antenne 3 wurde im Gegensatz zur Antenne 1 in der Radom-Hülle freistehend konzipiert, was mit besonderen konstruktiven Maßnahmen, insbesondere in Bezug auf Wind und Wetter, verbunden war. So kann der Antennenspiegel mittels Heizelementen auf der Rückseite der Reflektor-Paneele bedarfsweise bei Schnee und Regen zur Vermeidung von Eisbildung beheizt werden.

Bezüglich Sturmsicherheit waren ein sehr stabiles Fundament und entsprechendes Azimut-Lager erforderlich. Letztlich erwies sich diese Konstruktionsweise der Anfangszeit des Satellitenfunks für Großantennen weitgehend auch für die im Laufe der Zeit folgenden Antennen der Erdfunkstelle als sehr geeignet. Außerdem forderten architektonisch-ästhetische Aspekte der Planer eine geeignete Gestaltung und Verkleidung der Antenne zur harmonischen Einbettung in die Landschaft vor den Bergen.

Bis Ende 2005 wurde diese Antenne von der Deutschen Telekom AG (als Nachfolge der Deutschen Bundespost) als Betriebsantenne eingesetzt. Nach dem Eigentümerwechsel der Erdfunkstelle von der Deutschen Telekom zu einem privaten Betreiber diente diese Antenne seit 2006 der Firma Emerging Market Communications (EMC) für deren Kommunikationsdienste. Diese Firma wurde 2016 an die Firma Global Eagle und 2021 an die Firma Anuvu weiterverkauft.

Weitere technische Daten der Antenne 3 (Stand 1972)

  • Die Empfangsfrequenz beträgt 4 GHz.
  • Die Sendefrequenz beträgt 6 GHz.
  • Die nutzbare Übertragungsbandbreite beträgt 500 MHz.
  • Der Antennengewinn beträgt beim Empfang 59,7 dB ‒ beim Senden 63,4 dB.
  • Die Strahlenbündelung (Halbwertsbreite) beträgt beim Empfang 0,2° ‒ beim Senden 0,1°. Zum Vergleich: Der scheinbare Monddurchmesser beträgt 0,5°.
  • Empfangsgüte der Antenne gemäß INTELSAT-Standard A, mit G/T > 40,7 dB/K.
  • Die Antennenschüssel von 28,5 Meter Durchmesser verwendet einen an Trägern montierten Sub-Reflektor von 2,6 Meter Durchmesser zur Strahlumlenkung durch das zentrale Loch in der Antennenschüssel auf die Rückseite der Antenne nach dem Cassegrain-Prinzip.
  • Das Gewicht der beweglichen Antenne beträgt 310 Tonnen.
  • Die Antenne ist auf einem Ring-Rollenlager um die Hochachse drehbar.
  • Der maximale Energieverbrauch der Antenne 3 beträgt 600 kW. Davon entfallen für den Antrieb der Azimut- und Elevationsmotoren maximal nur 11,6 kW. Die installierte Heizleistung ist auf 50 %, d. h. maximal 400 kW begrenzt.
  • Die Sendeverstärker mit 3 kW Leistung mit Wanderfeldröhren benötigten Wasserkühlung.
  • Im Empfangsbereich kamen tiefgekühlte, rauscharme Verstärker (parametrische Vorverstärker) zum Einsatz.

Weltweit aufkommender Telekommunikationsbedarf (Stand 1972)

  • Der Fernmeldeverkehr erfolgte über INTELSAT-Satelliten ab Typ INTELSAT III.
  • Die Übertragung sowohl der Fernseh- und Ton- als auch der Fernsprech-, Fernschreib- und Datenkanäle erfolgte ausschließlich in Analog-Technik.
  • Antenne 3 erlaubt den Zugang zum Satelliten im Frequenz-Vielfach (FDMA).

Quellen und weitere Literatur:

  • Anatomie einer Erdefunkstelle, Robert Uhlitzsch, Suhrkamp Verlag, suhrkamp wissen, Mai 1969
  • Der programmierte Himmel, Deutsche Bundespost, 1972 und 1981
  • telecom report, Sonderheft „Nachrichtenübertragung auf Funkwegen“, Siemens, 1986
  • Jubiläumsschrift: 50 Jahre Satellitenfunk über die Erdfunkstelle Raisting, Förderverein Industriedenkmal Radom Raisting e. V., 2015