Antenne 4

Erdfunkstelle Raisting ‒ Antenne 4

Antenne 4 ‒ eine der beiden letzten „Großen Antennen“ der Erdfunkstelle Raisting.

Zusammen mit ihrer „Zwillingsantenne“ 5 wurde sie 1981 von der Deutschen Bundes­post fertiggestellt für den stei­genden Bedarf an interkontinentalen Telekommunikations­verbindungen, d. h. für den öffentlichen Fernsprech-, Fernschreib- und Datenverkehr sowie für Fernseh­übertragungen über Satellitenfunk zu Ländern in Nahost, Afrika, Asien und Australien mittels geostationärer INTELSAT-Satelliten.

Ein weiterer Anlass war die Einführung der Doppelnutzung des zugeteilten Frequenz­bereichs (durch Dualpolarisation) ab dem Satellitentyp INTELSAT V sowie der operative Beginn des Digital-Übertragungsverfahrens TDMA. Time Division Multiple Access (TDMA) heißt Zugang zum Satelliten im Zeit-Vielfach über jeweils den gleichen radiofrequenten Träger. Dieses Verfahren erfordert eine zentrale Überwachungs- und Steuerfunktion für alle teilnehmenden Erdfunkstellen. Mit dem Sonderdienst TDMA Reference and Monitoring Station (TRMS) bekam die Erdfunkstelle Raisting diese Funktionen als INTELSAT-Referenzstation im Indischen-Ozean-Bereich (IOR) zugeteilt. Dementsprechend wurden auch die Einrichtungen der freistehenden Antenne 4 ausgestattet.

Eine weitere Neuerung im Zusammenhang mit dem Aufbau der Antennen 4 und 5 war die Einführung rechnergesteuerter Fern-Überwachungs- und Bedieneinrichtun­gen der Sende-, Empfangs- und Steuer-Anlagen in den Antennen und im Zentral­gebäude.

 

Wichtige technische Daten der Antenne 4 (Stand 1981)

  • Cassegrain-Antenne mit Reflektor-Durchmesser: 32 Meter
  • Gewicht des bewegbaren Antennenaufbaus: 300 Tonnen auf Rollenlager im Azimut
  • Nachführtechnik: automatisch mit Mono-Puls und manuell
  • Empfangsfrequenzbereich: 4 GHz (zirkulare Dual-Polarisation)
  • Sendefrequenzbereich: 6 GHz (zirkulare Dual-Polarisation)
  • Übertragungsbandbreite: 500 MHz
  • Antennengewinn: Empfang 60,8 dB; Senden 64,0 dB
  • Strahlenbündelung (Halbwertsbreite): Empfang 0,14°; Senden 0,05°
  • Rauscharme Empfangsverstärker: mit parametrischem Vorverstärker
  • Antenne gemäß INTELSAT-Standard A mit G/T > 41,5 dB/K bei 5° Elevation
  • Luftgekühlte Sendeverstärker: 3 Kilowatt mittels Wanderfeldröhren
  • Zugang zum Satelliten im Frequenz- als auch fallweise im Zeit-Vielfach

Nach dem Aufbau der Antennen 4 und 5 fielen die Anlagen der Erdfunkstelle aber dank des technologischen Fortschritts und auch der Zulassung höherer Frequenz­bereiche viel kleiner aus. Damit haben die „großen alten Damen“ jedoch noch lange nicht ausgedient. Ihre Technik im Inneren wurde immer auf den neuesten Stand gebracht. Und aufgrund ihrer Leistungsstärke bleibt das Betreiberinteresse an ihnen weiterhin bestehen.

Änderungen ab 2006:

Seit dem Eigentümerwechsel der Erdfunkstelle Raisting von der Deutschen Telekom zu einem privaten Betreiber dient diese Antenne den Firmen EMC / Global Eagle / Anuvu für deren weltweiten satellitengestützten Mobilfunk- und sonstigen Telekommunikationsdienste, meist mit Satelliten anderer Betreiber als INTELSAT.

Quellen und weitere Literatur:

  • Anatomie einer Erdefunkstelle, Robert Uhlitzsch, Suhrkamp Verlag, suhrkamp wissen, Mai 1969
  • Der programmierte Himmel, Deutsche Bundespost, 1972 und 1981
  • telecom report, Sonderheft „Nachrichtenübertragung auf Funkwegen“, Siemens, 1986
  • Jubiläumsschrift: 50 Jahre Satellitenfunk über die Erdfunkstelle Raisting, Förderverein Industriedenkmal Radom Raisting e. V., 2015